- 12.04.2022
- Guide
Anbaden – das müsst ihr bei einem Ostseebad beachten
Der Ostseeurlaub ist für die einen Entspannung, für andere ein Abenteuer. Zweimal im Jahr wird in Binz angebadet. Am ersten Januar und am ersten Mai. Dafür müsst ihr wirklich hart gesotten sein. Was es mit diesen kalten Bädern auf sich hat und worauf ihr dabei achten müsst, erfahrt ihr hier.
Traditionell wird am 01. Januar des neuen Jahres in vielen Ferienorten angebadet. Völlig egal, ob die Ostsee vereist ist, es stürmt oder heftig regnet. Für viele Wasserratten gibt es kein Argument, das sie von einem Sprung ins eisige Nass abhalten kann. Das Kreischen und Jauchzen der Mutigen lässt sich oft über alle Strände der Ostsee vernehmen. Bei uns in Binz auf Rügen ist es auch bald wieder soweit: Am 01. Mai wird die Badesaison eröffnet. Was ihr zum Anbaden wissen müsst und ob es gesundheitlich unbedenklich ist, finden wir jetzt heraus.
Das erfahrt ihr in diesem Beitrag:
Wann findet das Anbaden in Binz auf Rügen statt?
Am 01. Mai ist es soweit: Die Badesaison in Binz wird eröffnet. Wer also ohnehin als Neujahrsvorsatz vorhat, abenteuerlustig und mutiger zu werden, und das Anbaden am 01. Januar verpasst hat, kann direkt am ersten Mai anfangen. Das Wasser ist zu dem Zeitpunkt nämlich meistens nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt.
In Binz ist das Anbaden mittlerweile ein richtiges Event. Hunderte Menschen versammeln sich entweder, um sich tollkühn in die kühlen Fluten zu werfen, oder um dick eingepackt am Strand zu stehen und den Mutigen zuzujubeln. Zur Unterhaltung aller tragen viele verrückte Verkleidungen und manche treten den Lauf sogar so wie Gott sie schuf an. Besonders beliebt ist jedes Jahr die Bademode längst vergangener Tage. Seit 2016 werden die besten Kostüme ausgezeichnet, genauso wie die jüngsten und ältesten Teilnehmer des jährlichen Anbadens.
Für die mutigen Anbader stehen am Strand beheizte Zelte zum Umziehen und gemütliche Lagerfeuer zur Verfügung. Als Belohnung gibt es danach heißen Glühwein oder andere warme Getränke. In Binz stehen sogar einige kostenlos verfügbar Saunawagen bereit, um die gefrorenen Zehen wieder aufzuwärmen. Und natürlich könnt ihr euch auch als Beobachter an ein Feuer setzen und einen wärmenden Glühwein trinken.
Ist das Anbaden gesundheitlich unbedenklich?
Ganz ungefährlich ist das Eisbaden nicht. Da das Meerwasser im Januar nur etwa 4 °C hat und auch beim Binzer Anbaden am 01. Mai nicht viel wärmer ist, bekommt der menschliche Körper einen sogenannten Kälteschock. Der ist besonders aus Schiffsunglücken oder Stürzen in kaltes Wasser bekannt.
Bei einem Kälteschock ziehen sich die Blutgefäße blitzschnell zusammen. Kommt diese Reaktion überraschend, kann euer Körper anfangen zu hyperventilieren und ihr bekommt nicht mehr ausreichend Luft. Bei Schiffsunglücken ist das fatal. Die Opfer können nicht mehr richtig atmen, bekommen Luft in die Lungenflügel und ertrinken.
Das heißt aber nicht, dass es für euch gefährlich wird. Damit es soweit kommen kann, müsstet ihr unvorbereitet direkt mit dem gesamten Körper in das Ostseebad eintauchen. Lauft ihr hingegen vom Strand aus in das seichte Wasser, bekommt euer Körper genügend Zeit, um sich auf das kalte Wasser einzustellen.
Das Schlüsselwort beim Anbaden lautet also: Vorbereitung. Dadurch minimiert ihr mögliche Risiken und könnt den Spaß maximieren. Ihr solltet deswegen immer behutsam in das Wasser gehen und nicht einfach hineinspringen. Zuvor könnt ihr euren Körper auf das Eisbad vorbereiten. Regelmäßige Wechselduschen, also von warm auf kalt, trainieren den Kreislauf. Auch Kaltwasserergüsse oder das beliebte Wassertreten können euch dabei helfen. Grundsätzlich gilt beim Baden im kalten Wasser:
- Geht langsam in das Wasser, um einen Kälteschock zu vermeiden.
- Alleine Anbaden ist gefährlich! Nehmt also immer mindestens einen Freund mit.
- Vermeidet das Untertauchen mit dem Kopf. Ihr verliert nicht nur viel Körpertemperatur, sondern könntet auch anfangen zu hyperventilieren.
- Bleibt nur kurz im kalten Wasser. Euer Körper verliert schnell das Gefühl für die tatsächliche Kälte.
- Kommt ihr aus dem Wasser, zieht euch direkt etwas Warmes über, um nicht auszukühlen.
Generell ist das Anbaden für gesunde Menschen unbedenklich, es kann sogar Vorteile haben. Solltet ihr aber unter Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck oder Hypothermie (einer niedrigeren Körpertemperatur) leiden, sucht vor dem Anbaden euren Arzt auf und besprecht das Risiko.
Welche Vorteile kann es haben, das ganze Jahr über zu baden?
Die Befürworter des Eisbadens vertreten ganz klar den Standpunkt: Das kalte Ostseebad stärkt den Kreislauf, das Immunsystem und macht gute Laune. Und das ist auch gar nicht mal verkehrt. Durch den extremen Temperaturabfall schüttet der Körper eine Menge Adrenalin aus – wie beim Fallschirmspringen oder Bungee Jumping. Um der Kälte entgegenzuwirken, muss der Körper viele Kraftreserven mobilisieren. Das schafft er durch das Stresshormon Adrenalin.
Und ein schneller Adrenalinkick macht bekanntlich süchtig. Für manche Menschen ist es wie ein Rausch. Kein Wunder also, dass euch nach dem Anbanden gute Laune übermannt. Auch der Kreislauf wird tatsächlich angeregt. Durch die Kälte ziehen sich die äußeren Blutgefäße zusammen. Wärmt ihr euren Körper danach wieder ordentlich auf, erweitern sie sich wieder. Das erhöht die Blutzirkulation und ist definitiv ein Training für den Kreislauf.
Doch wie bei allen Dingen gilt: Die Dosis macht den Unterschied. Kühlt ihr euren Körper zu lange aus, kann das im schlimmsten Fall sogar zu Erfrierungen führen. Also lieber schnell raus und gemütlich am Feuer aufwärmen!
Wie gefährlich ist das Baden in der Ostsee?
Die Gefahren der Ostsee werden oft überschätzt. Selbst Menschen, die das Meer respektieren, beziehen das meistens auf die wildere Nordsee. Doch auch bei der Ostsee ist Vorsicht geboten. Wichtig ist: Habt Respekt vor dem Meer, keine Angst. Verhaltet ihr euch richtig, steht dem Badespaß im Meer nichts im Wege!
Der Wellengang, unvorhergesehene Strömungen oder das Überschätzen der eigenen Kräfte sorgen leider immer wieder für brenzliche oder sogar lebensgefährliche Situationen. Auch Buhnen oder Steinwälle stellen öfter mal eine Gefahr für badende Urlauber dar.
Die Strömungen der Ostsee
Zunächst müsst ihr wissen, dass Strömungen niemals gleichbleibend sind. Sie wechseln permanent ihre Stärke oder sogar die Richtung. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wie ihr euch bei den besonders gefährlichen Strömungen zu verhalten habt. Die gefährlichsten Strömungen sind Unter- und Rippströmungen. Seht ihr jemanden, der in einer Strömung gefangen wurde, informiert so schnell es geht die Rettungsschwimmer oder wählt die Notrufnummer 112.
Schwimmt nach Möglichkeit nicht selbst hinaus. Ertrinkende sind oft in Panik und könnten euch unabsichtlich mit hinunterziehen. Versucht stattdessen eine Rettung vom Land, bevor die Rettungsschwimmer oder die Küstenwache eintrifft. Sucht zum Beispiel an Notfallstationen befindliche Rettungsringe und versucht, sie aus sicherer Entfernung zu werfen.
Rippströmungen
Rippströmungen sind die häufigste Ursache für Badeunfälle an Küsten. Sie entstehen, wenn Wellen am Strand brechen, das Wasser aber aufgrund von Felsen oder Sandbänken nicht zurückfließen kann. Wird dann eine Sandbank an einer Stelle unterbrochen, fließt das gestaute Wasser mit großer Kraft zurück ins Meer. Dieser Sog kann selbst starke Schwimmer mit sich reißen und hinaustreiben.
Werdet ihr von einer Rippströmung erfasst, versucht nicht, dagegen an zu schwimmen. Lasst euch stattdessen von der Strömung treiben und versucht anschließend, parallel zu den Wellen aus dem Sog zu entkommen. Macht dabei am besten mit Hilferufen auf euch aufmerksam, versucht aber Ruhe zu bewahren.
Unterströmungen
Eine Unterströmung entsteht immer dann, wenn Wellen am Strand brechen und das Wasser zurück in die Ostsee fließt. Gerade am Meeresboden entsteht dabei der sogenannte Brandungssog, der euch schnell mal von den Füßen reißen und ins Meer ziehen kann. Geratet ihr in eine Unterströmung, verhaltet euch ruhig und macht andere Menschen auf euch aufmerksam. Versucht, schräg mit der Strömung zurück ans Ufer zu schwimmen und so dem Sog zu entkommen.
Was sind Buhnen oder Steinwälle?
Buhnen und Steinwälle sind Schutzanlagen für das Ufer beziehungsweise die Küste. Steinwälle sind lange Bauten aus Stein, die geradewegs ins Meer führen. Bei Buhnen handelt es sich um Anlagen aus Holz oder Beton. Beide werden aus demselben Grund gebaut: Sie bremsen die Geschwindigkeit der Wellen und Meeresströmungen ab und brechen die Wellen, bevor sie auf die Küste treffen. Dadurch wird die Abtragung des Strandes verringert und die betroffenen Küsten bleiben länger erhalten.
Leider bilden sich an Buhnen und Steinwällen gefährliche Strömungen mit kräftiger Sogwirkung. Wenn starker Wellengang herrscht, besteht die Gefahr, dass ihr beim Schwimmen gegen die Schutzanlagen gedrückt werdet. Sind die Wellen sehr kräftig, können sie euch sogar dagegen schleudern und verletzen. Haltet also immer einen vernünftigen Sicherheitsabstand ein.
Ebenso riskant ist auch das Laufen auf den Buhnen oder Steinwällen. Da die Anlagen täglich mit Meerwasser überspült werden, ist die Oberfläche sehr rutschig. Auch der Algenbewuchs verstärkt die Rutschgefahr. Muscheln und Verschleiß sorgen für scharfe Kanten. Und ihr könntet mit dem Fuß in einer Kante stecken bleiben, aus der ihr nicht mehr ohne Weiteres herauskommt. Ihr seht: Das Risiko ist das Spazieren auf den Küstenschutzanlagen einfach nicht wert.
Die DLRG Baderegeln für das Meer
Wir wollen, dass ihr an der Ostsee einen tollen Urlaub verbringt und auch das Anbaden unbeschadet übersteht. Die DLRG hat 10 wichtige Baderegeln aufgestellt, die ihr vor dem Ostseebad beachten solltet. Diese gelten übrigens für jedes Gewässer, nicht nur für das offene Meer:
- Geht nur schwimmen, wenn ihr euch wohlfühlt. Kühlt euch ab und duscht, bevor ihr ins Wasser geht.
- Als Nichtschwimmer solltet ihr nur bis zum Bauch ins Wasser gehen.
- Überschätzt euch und eure Kraft im Wasser nicht.
- Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich. Verlasst in einem solchen Fall umgehend das Wasser und sucht ein festes Gebäude auf.
- Aufblasbare Schwimmhilfen bieten euch keine Sicherheit im Wasser.
- Geht niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser.
- Ruft nur um Hilfe, wenn ihr wirklich in Gefahr seid, helft aber anderen, wenn sie um Hilfe rufen.
- Badet nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren.
- Haltet das Meer und die Umgebung sauber, werft Abfälle in den Mülleimer.
- Springt nur ins Wasser, wenn ihr wisst, dass es frei und tief genug ist.
Bei einem Urlaub am Meer solltet ihr zudem auf verschiedenfarbige Flaggen der DLRG achten. Ihr findet diese Flaggen gut sichtbar am Strand oder an den DLRG-Türmen. Sie informieren euch über die aktuelle Situation und eventuelle Gefahren:
Rot-gelbe Flagge
Auf diese Flagge solltet ihr grundsätzlich achten. Ist sie gehisst, bedeutet es, dass das Areal von einem Rettungsschwimmer überwacht wird.
Rote Flagge
Wurde die rote Flagge gehisst, ist unmittelbar Gefahr im Verzug. Das Baden ist dann aufgrund von zu starker Strömung, Verschmutzung oder einem aufziehenden Sturm zu gefährlich und entsprechend verboten.
Gelbe Flagge
Als geübter und gesunder Schwimmer betrifft euch die gelbe Flagge nicht. Sie bedeutet, dass das Gewässer für Kinder, ältere Personen oder ungeübte Schwimmer zu gefährlich ist. Zählt ihr euch dazu, solltet ihr das Wasser verlassen.
Schwarz-weiß-geviertelte Flagge
Hattet ihr vor, als Schwimmer in die Ostsee zu gehen, heißt es aufgepasst! Ist die schwarz-weiß-geviertelte Flagge gehisst, zeigt dies einen Bereich, in dem Wassersportgeräte benutzt werden dürfen, z. B. Jetskis oder auch Segelboote. In dem Fall ist das Schwimmen in diesem Abschnitt verboten.
Ihr habt Lust auf Meer?
Ihr habt jetzt richtig Lust, das Anbaden im Mai direkt selbst mal auszuprobieren oder zumindest bei dem Spektakel dabei zu sein? Oder ihr wollt lieber einen entspannten Urlaub hier verbringen und die ersten warmen Sonnenstrahlen genießen? Hier gibts für jeden was! Wir freuen uns auf euren Besuch und wünschen euch einen tollen Urlaub bei uns auf Rügen, ganz gleich zu welcher Jahreszeit.
Beitragsbild: © Private Palace