- 03.03.2022
- Guide
Selten, bedroht, beeindruckend: Orchideen auf Rügen
Wir küren die Siegerin: Mit über 1000 Gattungen und mit bis zu 30.000 Arten ist die Familie der Orchideen die größte Pflanzenfamilie der Welt. Nicht nur auf den heimischen Fensterbänken ist die schöne Blume zu Hause, sondern auch an einem Ort, an dem man sie womöglich gar nicht vermutet: auf Rügen.
Die Orchidee nimmt nicht nur den stolzen dritten Platz der beliebtesten Zimmerpflanzen der Deutschen ein, sondern erfreut sich auch auf Rügen großer Beliebtheit bei den Besuchern. Wir verraten euch, an welchen Orten der Insel ihr Ausschau halten müsst, um eine der Blumen zu Gesicht zu bekommen. Außerdem erfahrt ihr, wie ihr Orchideen zu Hause zur Langlebigkeit verhelft und was es mit der berüchtigten Orchidee des Jahres auf sich hat.
Das erfahrt ihr in diesem Beitrag:
Woher kommen Orchideen?
Schon 500 vor Christus wurden in China Schriften über die Kultivierung von Orchideen angefertigt. Doch das Interesse an der Pflanze bestand nicht nur in Asien. In Europa wurde die Orchidee im dritten Jahrhundert von dem Griechen Theophrastus beschrieben. Auch bei der indigenen Bevölkerung Amerikas war die Orchidee eine beliebte Pflanze. Schon bald haben spanische Seefahrer tropische Exemplare mit nach Europa gebracht. 1552 wurde die Orchidee vom Botaniker Hieronymus Bock als fremdländisches Geschöpf beschrieben. Im Jahr 1615 blühte dann die erste Orchidee in Holland. Das Interesse der Europäer an der schönen Pflanze wurde stetig größer, sodass immer mehr von ihnen importiert wurden. Es ist ihnen nämlich nicht gelungen, die Orchidee zu züchten.
Wenn ihr dachtet, die Entwicklung der Orchidee sei längst abgeschlossen, liegt ihr falsch. Denn noch immer bringt sie Hybride in neuen Formen und Farben hervor.
Wo gedeihen Orchideen?
Orchideen wachsen auf der ganzen Welt. In Europa gibt es etwa 250 Arten. Ganz schön viel? Das stimmt! Aber im Vergleich zum Rest der Welt ist das immer noch wenig. In Afrika gedeihen rund 800 Arten, in Südamerika sind es 9000 und in Asien sogar stolze 14.000. Insgesamt sind neun von zehn Arten im tropischen Klima beheimatet.
Die meisten Orchideen wachsen nicht auf dem Boden. Sie sind sogenannte Aufsitzerpflanzen. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie auf anderen Pflanzen wachsen. Sie können zum Beispiel auf Ästen und Zweigen wuchern, wo sie genau das richtige Maß an Sonne ergattern. Habt ihr gewusst, dass sich Orchideen praktisch von der Luft ernähren? Sie besitzen sogenannte Luftwurzeln, durch die sie Nährstoffe und Wasser aufnehmen.
Was ist das Besondere an der Orchidee?
Orchideen weisen Merkmale auf, die keine andere Pflanzenfamilie besitzt. Solange sie Knospen trägt, ragt sie nach oben. Aber sobald sie aufblüht, dreht sie sich um 180 Grad nach unten. Die Orchidee besteht aus sechs Blütenblättern, die spiegelsymmetrisch angeordnet sind. Drei Kronblätter befinden sich in der Innenseite und drei Kelchblätter an der Außenseite der Pflanze. Zwei der drei Kronblätter sind gleichförmig. Das Mittlere ist lippenförmig ausgebildet. Diese sogenannte Lippe ist das unterste Blütenblatt und stellt einen Landeplatz für Insekten dar. Außerdem klebt dort der Blütenstaub in Paketen zusammen.
Hättet ihr gedacht, dass es enorme Größenunterschiede zwischen verschiedenen Orchideenarten gibt? Die kleinsten Blüten sind nur einige Millimeter groß, die größten bis zu 20 Zentimeter. Bis zur ersten Blüte der Orchidee kann es schon einmal vier bis fünf Jahre dauern. Die „Vanda“ lässt sich dafür sogar stolze 15 Jahre Zeit.
Auch die Dauer der Blütezeit variiert stark. So blühen einige Orchideen nur einen einzigen Tag, während andere monatelang ihre Wurzeln auf den Wiesen und Feldern schlagen. Dazu zählen beispielsweise einige Arten der Frauenschuh-Orchideen.
Partnerschaft fürs Leben
Orchideen leben außerdem in einer Symbiose mit Pilzen. Damit ist nun auch das Geheimnis gelüftet, weshalb es den Europäern im 17. Jahrhundert nicht gelungen ist, Orchideen zu züchten. Orchideensamen sind winzig klein und im Gegensatz zu anderen Pflanzen enthalten sie keine eigenen Nährstoffe.
Um sich zu ernähren, benötigen sie einen kleinen Fadenpilz. Die Fäden wandern in die Orchidee, werden zersetzt und als Nahrung aufgenommen. Nur mit diesem Pilz können die Orchideen überleben. Das haben die Menschen damals nicht gewusst. Erst wenn der Keimling Chlorophyll bildet und seine typische grüne Farbe entwickelt, kann er auf die Pilzgemeinschaft verzichten. Es gibt jedoch auch Arten, die ein Leben lang auf den Pilz angewiesen sind.
Wo auf Rügen wachsen Orchideen?
Nicht nur in den warmen Gebieten dieser Welt gedeihen Orchideen, sondern auch hier bei uns an der Ostsee. Ganze 25 Arten wurden hier bei uns bis jetzt gezählt. Vielleicht entdeckt ihr ja sogar eine 26. Art?
Doch Vorsicht – nur gucken, nicht pflücken! Nicht umsonst fühlen sich Orchideen nämlich dort am wohlsten, wo sich wenig Menschen tummeln und sie sich entsprechend gefahrlos ausbreiten können.
Die Pflanzen bevorzugen Kalktrockenrasen. Besonders im Nationalpark Jasmund gedeihen deshalb einige von ihnen, da der Kreidegrund an einigen Stellen des Nationalparks bis an die Erdoberfläche reicht. Doch auch an den Hängen der Kreideküste könnt ihr mit ein wenig Glück Orchideen entdecken.
Weshalb sind Orchideen auf Rügen gefährdet?
In erster Linie gefährdet intensive Waldbewirtschaftung das Vorkommen einiger Orchideen. Die Maschinen, aber auch das Beforstenmit Nadelbäumenwirkt sich negativ auf den Orchideenbestand aus. Auch Inselbesucher gehen immer wieder auf Orchideen-Jagd. Gerade auf den Frauenschuh haben es begeisterte Sammler abgesehen. Daher wird diese Orchideenart an einigen Orten auf Rügen sogar bewacht.
So schön selbstgepflückte Orchideensträuche auch sein mögen, solltet ihr die Blumen lieber stehen lassen. Den Anblick könnt ihr immerhin trotzdem genießen. In eurem Garten können die Orchideen ohnehin nicht so gedeihen wie im Wald, da ihnen dort die lebenswichtigen Pilze fehlen. Haltet stattdessen besser Ausschau nach dem nächsten Baumarkt, in dem ihr eure eigenen Orchideen kaufen und anschließend guten Gewissens Freude dran haben könnt.
Besonders gefährdet ist das sogenannte Breitblättrige Knabenkraut. Die Orchideenart ist im Jahr 2020 sogar zur Orchidee des Jahres gekürt worden. Seine Seltenheit macht es zu einer ganz besonderen Orchidee.
Was hat es mit dem Breitblättrigen Knabenkraut auf sich?
Das Breitblättrige Knabenkraut ist unter Biologen auch als Dactylorhiza majalis bekannt. Es ist eher kräftig und kann eine Wuchshöhe von stolzen 60 cm erreichen. Ihr erkennt es an seinem kantigen Stängel, der oft violett überlaufen ist. Im Frühjahr entwickelt das Knabenkraut außerdem vier bis sieben breite Laubblätter, die meistens gefleckt gemustert sind. Ganze 50 Blüten weist es auf. Die unteren Blüten können sogar schon dann blühen, wenn der Stängel noch gar nicht ausgewachsen ist.
Die Farbe seiner Blütenpracht variiert. So erstrahlen sie von hellrosa bis hin zu einem dunklen Purpurrot. In seltenen Fällen können die Blüten auch weiß sein. Haltet doch zwischen Mai und Juli einmal Ausschau nach einer der seltenen weißen Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes.
Wie gedeihen Orchideen zu Hause?
Nicht nur in der Natur oder im Garten, sondern auch in der Wohnung sind einige Orchideen zuhause. Die Orchideenpflege ist anspruchsvoller als die vieler anderer Zimmerpflanze. Daher solltet ihr euch vor dem Orchideen-Kauf etwas vorbereiten. Doch keine Sorge, wir liefern euch hilfreiche Tipps, mit denen garantiert nichts schiefgeht und ihr den Orchideen auf euren Fensterbänken ein langes Leben ermöglicht.
Welcher Standort in der Wohnung eignet sich am besten?
Orchideen mögen es hell. Trotzdem solltet ihr sie vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Ein halbschattiger Platz auf der Fensterbank ist daher der ideale Ort. Die meisten Orchideenarten bevorzugen die West- oder Ostseite, da die Sonne dort nicht allzu stark einfällt und daher nicht direkt auf die schönen Pflanzen scheint.
Welche Erde solltet ihr verwenden?
Einmal im Baumarkt stellt sich die Frage: Welche Erde ist nun die Richtige für meine Orchidee? Wir haben einen Tipp, der so einfach wie wichtig ist: Verzichtet bei der Wahl der Erde auf klassische Blumenerde und greift stattdessen zu spezieller Orchideenerde. Denn Orchideenerde ist besonders grobkörnig und luftig. Die perfekten Lebensbedingungen für das schöne Blümchen.
Welches Gefäß eignet sich für Orchideen am besten?
Auch die Wahl des passenden Gefäßes ist nicht unerheblich. Die Orchidee hat nicht nur bei der Erde, sondern auch beim Gefäß ein paar Extrawünsche. Denn auch hier gibt es spezielle Orchideentöpfe. Die Tontöpfe besitzen eine poröse Oberfläche und unterstützen die Orchideen darin, den Wasserhaushalt zu regulieren.Auch Kunststoff-Körbe können wir empfehlen, da diese den Orchideen eine Belüftung des Wurzelballens ermöglichen. Was Orchideen nämlich nicht vertragen, ist Feuchtigkeit an den Wurzeln. Wer hängende Wuchsformen bevorzugt, macht mit einem Kauf von Blumenampeln oder Lattenkörbchen nichts verkehrt. Eine Blumenampel ist nichts anderes als ein bepflanztes Gefäß zum Aufhängen.
Lattenkörbe bestehen aus schmalen Holzstücken, die versetzt zusammengefügt werden. Zwischen den Latten bleiben Lücken, damit eine optimale Sauerstoffversorgung gegeben ist. Als Material wird meistens unbehandeltes Hartholz herangezogen.
Wann und wie oft werden Orchideen gegossen?
Ihr solltet eure Orchideen am besten am Morgen gießen. Verwendet dafür zimmerwarmes und sehr kalkarmes Wasser. Im Sommer könnt ihr zum Gießen eurer Orchideen auch Regenwasser nutzen.
Neben dem klassischen Gießen mit der Gießkanne gibt es jedoch auch weitere Methoden. Eine andere Art und Weise zum Wässern ist das Abduschen oder auch das Tauchbad. Beim Abduschen solltet ihr auf einen sanften Wasserstrahl achten. Ein Tauchbad erfolgt ein bis zweimal pro Woche. Nehmt eure Orchideen aus dem Übertopf und taucht sie für 10 bis 15 Minuten in abgestandenes oder abgekochtes Leitungswasser. Während des Tauchbades saugen sie Wurzeln das Wasser auf und speichern es für einige Tage.
Genauso gut könnt ihr die Blumen auch mit einer Sprühflasche einsprühen. Je nachdem wie viel Zeit ihr für eure Orchideen aufwenden wollt, könnt ihr selbst entscheiden, wie ihr eure Orchideen gießen wollt und welche Methode die Richtige für euch ist.
Solltet ihr Orchideen düngen?
Auch das Düngen darf bei der Pflege von Orchideen natürlich nicht fehlen. Und auch hier freuen sich die schönen Blumen über einen speziellen Orchideendünger. Den Dünger bekommt ihr im Fachhandel. Das Besondere an dem speziellen Dünger für Orchideen: Er ist sehr niedrig konzentriert. In der Natur kommen Orchideen mit wenigen Nährstoffen aus und gleiches gilt auch für die Orchideen in eurem Wohnzimmer. Verwendet man zu hoch konzentrierte Düngesalze, bringt man die Pflanzen damit schnell zum Eingehen.
Wann und wie sollte ich meine Orchideen umtopfen?
Hin und wieder müsst ihr eure Orchideen umtopfen. Der beste Zeitpunkt zum Umtopfen von Orchideen ist im Frühjahr. Schüttelt die Erde zuerst vollständig aus dem Wurzelballen und schaut, ob sich an der Wurzel faule oder abgestorbene Partien befinden und entfernt diese mit einem scharfen Messer. Setzt die Pflanze dann in ihren neuen Orchideentopf. Der neue Topf sollte nur wenig größer sein als der Vorherige. Das Umtopfen geht schnell und ihr tut eurer Orchidee damit etwas Gutes.
Welche weiteren Tipps zur Orchideen-Pflege solltet ihr beachten?
Zu guter Letzt wollen wir euch zwei weitere Tipps zur Orchideenpflege mit auf den Weg geben, damit sie lange in voller Blütenpracht erstrahlen.
- Regelmäßiges Schneiden: Verblühte Blütenstiele solltet ihr regelmäßig entfernen. Lasst sie aber so lange an der Pflanze stehen, bis sie vollständig eingetrocknet sind.
- Staunässe vermeiden: Staunässe führt in den meisten Fällen zu Wurzelfäule und einem schnellen Absterben der Pflanze. Im Orchideengefäß, sowie im Übertopf sollte sich also niemals Wasser ansammeln. Entscheidet ihr euch für eine Bewässerung mit Sprühflasche,, sprüht nicht direkt auf die Pflanze, sondern nur auf das Substrat.
Eine Blume wie keine andere
Die Orchidee ist genauso vielseitig wie besonders. Stattet dem Nationalpark Jasmund doch im Zuge eures Ostseeurlaubs, zum Beispiel im Arkona Strandhotel oder den Strandresidenzen, einen Besuch ab und schaut sie euch live und in Farbe an. Ihr werdet schnell feststellen, dass nicht nur die Orchidee, sondern auch die zahlreichen weiteren Pflanzen sowie die bunte Tierwelt den Nationalpark zu einem besonderen Highlight der Insel machen. Wenn ihr mehr zur beeindruckenden Flora und Fauna auf Rügen erfahren wollt, schaut euch diesen spannenden Beitrag an.
Beitragsbild: © Shutterstock, ISEN STOCKER