Kranichzeit auf Rügen: Der Vogel des Glücks

Zwischen September und Oktober, manchmal sogar bis in den November hinein, könnt ihr den Kranich auf Rügen und Ummanz sehen und vor allem hören. Hier erfahrt ihr, was es mit dem gigantischen Vogel auf sich hat und was ihn so besonders macht.

Immer wenn es Herbst wird, landen ganz besondere Vögel auf Rügen: Kraniche. Zu Tausenden sammeln sie sich zu dieser Zeit auf der Insel und ihrem Umland, um sich auf ihre Weiterreise in den Süden vorzubereiten. Wo ihr die wunderschönen Vögel am besten sehen könnt und wieso der Kranich auch Vogel des Glücks genannt wird, das erfahrt ihr hier.

Das erfahrt ihr in diesem Beitrag:

Ein Wort über den Kranich

Mit dem Kranich, auch Grauer Kranich oder Eurasischer Kranich genannt, könnt ihr von September bis Oktober, aber auch von März bis April, den größten Vogel Europas auf Rügen sichten. Das ist nämlich die Zeit, in der sich die auffälligen Zugvögel auf ihrer Reise von ihren Brutgebieten in Skandinavien in ihre Winterquartiere aufmachen und auf Rügen eine Rast einlegen – und das jedes Jahr, denn Kraniche fliegen immer die gleiche Route. Ihr erkennt Kraniche an ihrem hellgrauen Gefieder, der schwarz-weißen Kopf- und Halszeichnung und an der federlosen roten Kopfplatte.

Kraniche sind außerdem gigantisch groß. Im Stehen können sie bis zu 130 Zentimeter groß werden und ihre Flügel können eine Spannweite von unglaublichen 2,45 Metern erreichen. Beheimatet sind sie in Asien und Europa und auch wenn sie sich weltweit über tausende Kilometer verteilen, so kann man sie überall an ihren einzigartigen trompetenartigen “grui-grui” Rufen erkennen. Ihr werdet sie mit Gewissheit nicht überhören!

Eine Bezeichnung, die ihrem Ruf gerecht wird

Davon leitet sich übrigens in fast allen Sprachen der Name der Vögel ab. Auch wenn man den Laut im deutschen Wort “Kranich” nicht mehr so gut wiedererkennt, so hieß Kranich im Lateinischen schon “gruis”, im Französischen heißt er “grue”, im Italienischen “gru” und in Spanien wird er “grulla” genannt.

Wenn sie in großen Gruppen über den Himmel Rügens schweben, könnt ihr sie in faszinierenden V-Trupps oder 7-Formationen sichten. Die Spitze der Vögel wechselt sich stets ab – das machen sie, um Energie zu sparen. Auch große lange Linien oder Reihen, die sich bis zu 100 Meter über dem Himmel erstrecken, sind typisch für Kraniche. Haben sie einen Rastplatz gefunden, folgen ihnen gut und gerne Zehntausende weiterer Kraniche. Bis sie weiterziehen, kann es auch mal bis Dezember dauern. Manche von ihnen überwintern in Frankreich, andere fliegen bis nach Spanien und sogar bis nach Nordafrika.

Kraniche werden auch Glücksvögel genannt. © Shutterstock, Bildagentur Zoonar GmbH
Kraniche sind in verschiedenen Kulturen symbolträchtige Vögel. © Shutterstock, Bildagentur Zoonar GmbH

Warum werden Kraniche auch Glücksvögel genannt?

Kraniche werden schon lange mit positiven Eigenschaften verbunden. Schon in der griechischen Mythologie war der Kranich Apollon, dem Gott der Sonne, Demeter, der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin und Hermes, dem Boten des Frühlings und des Lichts zugeordnet. Auch in der ägyptischen Mythologie galt er als “Sonnenvogel”. Man hat ihn sogar als Speisevogel verwendet, um damit die Götter zu ehren. In China galt er als Symbol für ein langes Leben, für Weisheit und das Alter und auch hier in Deutschland steht er als Sinnbild für Wachsamkeit und wird seit jeher in der deutschen Kunst und Literatur gewürdigt. Vielleicht erinnert ihr euch an das eine oder andere Märchen, in dem Kraniche eine positive Rolle zugeschrieben bekommen haben.

Aber warum wird er denn nun Glücksvogel genannt? Ganz einfach! Die Ankunft des Kranichs gilt als Vorbote des Frühlings und somit der Wärme und des Lichts. In Japan werden als Symbol des Glücks und der Langlebigkeit zu Geburtstagen und Hochzeiten oft Origami-Kraniche verschenkt. Seine Bedeutung als Vogel des Glücks, der nach einem langen Winter den Frühling einleitet, soll der Kranich allerdings aus Schweden haben.

Wo halten sich Kraniche im Sommer auf?

In den Sommermonaten zieht es die Kraniche vor allem in die skandinavischen Länder Finnland, Schweden und Norwegen. Einige von ihnen fliegen im Sommer aber auch nach Polen, ins Baltikum und den Westen Russlands. Da halten sie sich dann am liebsten in Bruchwäldern, Mooren und Sümpfen auf. Dort brüten sie und ziehen ihre Jungen auf.

Tausende Kraniche ziehen im Spätsommer und Herbst über Rügen. © Shutterstock, Sabine Schmidt
Rügen ist für Kraniche eine Zwischenstation auf ihrer Reise. © Shutterstock, Sabine Schmidt

Was hat es mit der Kranichzeit auf sich?

Herbstzeit ist Kranichzeit auf Rügen. Denn zwischen August und Ende Oktober findet ihr die rund einen Meter großen Vögel auf der Insel. Wenn sie auf der Reise in ihre Brutgebiete eine Rast einlegen, könnt ihr deshalb zur Kranichzeit auf Rügen auch mehrere Tausend der gigantischen Vögel beobachten. Auf ihrem kleinen Zwischenstopp finden sie sich nämlich in sogenannten Wandergesellschaften zusammen, um sich zu stärken und zu ordnen, damit sie optimal auf ihre Weiterreise vorbereitet sind. Da kommt es schnell mal vor, dass sich bis zu 50.000 Kraniche auf den Wiesen und Feldern Rügens tummeln.

Aber auch im März und im April kehren die Zugvögel gerne noch einmal zurück auf die Ostseeinsel. Die großen Trupps sind nicht zu übersehen und mit ihren unverwechselbaren Kranich-Rufen erst recht nicht zu überhören. Momente wie diese sind es, die euren Rügen-Urlaub zu etwas ganz Besonderem machen werden.

Wo landen die Kraniche auf Rügen?

Besonders flache und geschützte Boddengewässer sind beliebte Schlaf- und Landeplätze der Vögel. Zur Nahrungssuche halten sich die Kraniche am liebsten auf Stoppeläckern und Feldern auf. Und davon hat Rügen mehr als genug zu bieten. Besonders im mittleren und westlichen Teil fühlen sich die Kraniche wohl. Vor allem aber die Rügen-Bock-Region zählt zu den bedeutendsten Kranich-Rastplätzen Mitteleuropas. Das ist der Ort, an dem sich die Kraniche mit Tausenden ihrer Artgenossen treffen und wo sich eine Kranichbeobachtung deshalb besonders lohnt.

Bei Sonnenaufgang brechen die Kraniche auf, um sich auf Futtersuche zu begeben. In den Abendstunden, wenn es dämmert, fliegen sie dann wieder ihre Schlafplätze in den Uferzonen an. Das sind die Momente, in denen sie plötzlich mit ihren unvergesslichen Kranich-Rufen wie aus Zauberhand auftauchen und ihr sie in ihren faszinierenden V-Formationen am Himmel beobachten könnt. Ein einmaliges Erlebnis!

Bis zu 70.000 Kraniche können auf Rügen beobachtet werden. © Shutterstock, Greens and Blues
Im Herbst sind auf Rügen Kraniche zu sehen, zu bestaunen und nicht zu überhören. © Shutterstock, Greens and Blues

Möglichkeiten einer Kranich-Beobachtung

Egal ob ihr euch allein auf Beobachtungstour begebt, euch einer geführten Kranichwanderung anschließt oder euch sogar dazu entscheidet, aufs Wasser hinauszufahren: Rügen bietet euch unzählige Möglichkeiten für eine Kranichsichtung. Achtet aber immer darauf, die Tiere nur von offiziellen Beobachtungsständen aus zu betrachten oder haltet zumindest genügend Abstand – Kraniche sind nämlich ziemlich scheu und mögen es nicht, gestört zu werden.

Spätestens wenn sie ihre Köpfe heben, ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es ihnen dann doch ein bisschen zu viel Nähe ist. Wer diese Signale ignoriert, der riskiert, dass die Kraniche auffliegen und damit wertvolle Energie verschwenden, die sie für ihren Flug benötigen. Verwendet also besser ein gutes Teleobjektiv mit mindestens 400 mm Brennweite. Damit könnt ihr wunderbare Fotos der Zugvögel machen, ohne sie zu stören – aber bitte ohne Blitzlicht! Wem eine professionelle Begleitung lieber ist, für den sind die geführten Kranichwanderungen und Kranichbeobachtungen per Schiff genau das Richtige.

Kranichfahrten

Wenn ihr euch dafür entscheidet, die Kraniche per Schiff zu beobachten, dann habt ihr Glück! Hierfür stehen euch diverse Möglichkeiten zur Verfügung. Je nachdem, wie viel Zeit ihr habt, könnt ihr an einer großen oder an einer kleinen Kranichtour teilnehmen.

Die große Kranichtour dauert 4 Stunden und los geht es in Zingst oder Barth. Die Schiffe legen täglich um 16:00 Uhr im Hafen Zingst und um 17:00 Uhr im Hafen Barth ab. An Bord könnt ihr die wunderschöne Aussicht genießen und die Kraniche aus einer idealen Perspektive mit dem Fernglas bestaunen. Daneben werden euch auch einige andere Vogelarten begegnen. Wenn ihr Glück habt, könnt ihr beispielsweise Graureiher und majestätische Seeadler beobachten, während ihr ganz nebenbei von einem Moderator so einiges an Wissenswertem über die Umgebung und die Tierwelt erfahrt. On Top gibt es eine Filmvorführung.

Wer sich für die kleine Kranichtour entscheidet, hat dazu von Anfang September bis Anfang November die Gelegenheit. Die Abfahrtszeiten ab dem Hafen Zingst mit der MS „River Star“ lauten wie folgt:

  • bis 12. Sept., 18:00 Uhr
  • 13. bis 26. Sept., 17:30 Uhr
  • 24. Sept. bis 10. Okt., 17:00 Uhr
  • 11. bis 23. Okt., 16:30 Uhr
  • ab 24. Okt. bis Anfang Nov., 15:00 Uhr

Kranichwanderungen

Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, für den eignen sich die Kranichwanderungen in Glowe hervorragend!
Die Wanderungen finden abends statt, wenn die Kraniche ihre Schlafplätze wieder anfliegen. Den Glücksvogel einmal bei Sonnenuntergang am Ufer entlangwaten zu sehen, ist ein ganz besonderes Highlight. Die Kranichwanderungen finden mit professioneller Begleitung statt und dauern ungefähr 2 Stunden. In dieser Zeit werdet ihr einen 6 Kilometer langen Marsch durch die Abendsonne Rügens zurücklegen. Ein Abend, den ihr sicherlich nicht so schnell vergessen werdet.

Zu folgenden Zeiten könnt ihr an einer Kranichwanderung teilnehmen:

  • 13.Sept., 17.30 Uhr
  • 20. Sept, 17.30 Uhr
  • 27. Sept. & 04. Okt, 17.00 Uhr
  • 11. Okt., 16:45 Uhr
  • 18.10.2021, 16:30 Uhr

Ihr werdet auf euren Vogelbeobachtungstouren nicht nur Kraniche zu sehen bekommen. Rügen hat, was die Welt der Vögel angeht, noch viel mehr zu bieten.

Neben Kranichen gibt es jede Menge anderer Vögel auf Rügen. © Shutterstock, E.v.e_Lisa
Rügen gilt als Paradies für unzählige Brut- und Zugvögel. © Shutterstock, E.v.e_Lisa

Welche Vogelarten gibt es sonst noch auf Rügen?

Aufgrund der langen Uferlinie von fast 600 km fühlen sich gerade Wasservögel auf Rügen besonders wohl. Über zweieinhalb Millionen Vögel statten Rügen jährlich einen Besuch ab. Vor allem Watvögel, Möwen und Brandschwalben bevorzugen Rügen, da sie in der Nähe der Rügener Küste brüten. Sie gehören damit zur größten Vogelgruppe auf Rügen. Auch Wildgänse, Wildenten und Schwäne nutzen die Salzwiesen, Buchten und die Bereiche im flachen Wasser, um Rügen auf ihrer Reise in den Süden einen Besuch abzustatten. Neben Watvögeln, Möwen und Brandschwalben findet ihr auf Rügen vor allem Kormorane, Mehlschwalben, Rohrrammer, Seeadler und Wanderfalken.

Aber längst nicht alle Vögel kommen im Winterhalbjahr auf die Insel. So könnt ihr zum Beispiel Krickenten, Graugänse und Silbermöwen auch zu allen anderen Jahreszeiten auf der Insel bestaunen. Auch die Kraniche kommen im Frühling noch einmal auf die Insel. Da kann man ihnen Jahr für Jahr bei ihrem Balztanz zusehen, den die Vögel machen, um ihren Partner zu umwerben. Habt ihr gewusst, dass Kranichpaare ein Leben lang zusammen bleiben?

Wenn ihr euch fragt, wo ihr die Vögel am besten beobachten könnt, dann haben wir für euch die Antwort: An den Küsten, zum Beispiel am Kap Wacholder oder Kap Arkona habt ihr besonders hohe Chancen, Vögel zu sehen. Auf Feldern könnt ihr vor allem Schwäne beobachten, die sich dort tagsüber tummeln. Dort halten sich auch diverse Gänsearten, wie Grau- Weißwangen- und Kurzschnabelgänse, auf. An den Binnen- und Küstengewässern seht ihr verschiedene Entenarten, darunter Eis- und Samtenten.

Lasst euch das Trompetenkonzert nicht entgehen

Schnappt euch euer Fernglas, zieht euch etwas Warmes an und dann nichts wie los, denn die Kraniche warten! Wir versprechen euch, dass ihr mit einer unvergesslichen Erinnerung aus dem Rügenurlaub, zum Beispiel im Grand Hotel Binz, dem Rugard Thermal Strandhotel oder dem Arkona Strandhotel, zurückkehren werdet.

Beitragsbild: Shutterstock, Greens and Blues