Der Rasende Roland von Rügen

Seit 1895 fährt die beliebte Kleinbahn, der „Rasende Roland“ , schon täglich auf Rügen umher. Mittlerweile ist die Bahn einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Rügens. Wir statten euch mit allem aus, was es über den Rasenden Roland Rügens zu wissen gibt.

Obwohl die Rügensche Bäderbahn eigentlich ein normaler Nahverkehrszug ist – eine Fahrt mit dem historischen Zug, wie er schnaufend und qualmend mit einem weithin hörbaren Pfeifen über die alten Gleise fährt, will sich niemand entgehen lassen. Wo der Rasende Roland entlang fährt, was es dabei alles zu sehen gibt und wann ihr den legendären Zug erwischen könnt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Das erfahrt ihr in diesem Beitrag:

Welche Geschichte hat der Rasende Roland?

Die Geschichte des Rasenden Rolands beginnt im Jahr 1895, als die Rügensche Kleinbahn-Aktiengesellschaft den ersten Bahnstreckenabschnitt zwischen Putbus und Binz eröffnete. Zu dieser Zeit war das Eisenbahnnetz im damals Deutschen Reich zu großen Grundzügen fertiggestellt. Abgelegene Landesteile wurden dabei nicht angemessen berücksichtigt und konnten lediglich einen Bahnanschluss mit der wirtschaftlichen Entwicklung erhoffen.

Durch die Abgelegenheit Rügens wurde die Insel erst spät mit Bahnstrecken ausgestattet. © Shutterstock, ThomBal
Durch die Abgelegenheit Rügens wurde die Insel erst spät mit Bahnstrecken ausgestattet. © Shutterstock, ThomBal

Die Erfindung der Schmalspurbahn

1892 wurde der Bau von Eisenbahnen durch das frisch verabschiedete preußische Kleinbahngesetz revolutioniert, das den Bau einfacher und preisgünstiger Eisenbahnen verschiedener Spurweiten ermöglichte. Mit dieser Technik der Schmalspurbahnen wurde auch in Rügen von 1895 bis 1899 ein umfangreiches Kleinbahnnetz gebaut. 1918 wiesen die Kleinbahnstrecken der Rügenschen Kleinbahnen Aktiengesellschaft die größte Ausdehnung mit stolzen 97,4 Kilometern auf. Mit einem Alter von 127 Jahren ist der Rasende Roland übrigens die älteste Schmalspurbahn Deutschlands. Kein Wunder, dass die Bahn so eine berühmte Sehenswürdigkeit ist.

Über die Jahre wurde die Strecke von Putbus bis Göhren als wirtschaftlich attraktivste Strecke herauskristallisiert. Es entwickelte sich die sogenannte Bäderstrecke. Die Kleinbahnen fuhren diese Strecke spezifisch wegen des lukrativen Personentransports. Bald hatte die Strecke kaum noch etwas mit dem beschaulichen Kleinbahnbetrieb gemein. Lange und oft überladene Personenzüge mit wenigen Güterwagen bestimmten die Bäderstrecke. Ab Mitte der 50er-Jahre, nach Kriegsende, entwickelte sich der Massentourismus auf Rügen und die Strecke Putbus bis Göhren wurde zur wichtigsten Verkehrsstrecke in die Badeorte Binz, Sellin, Baabe und Göhren. Die sogenannte Reichsbahn wurde zu der Zeit aufgrund des starken Tourismus mit sächsischen Personenwagen ergänzt. Auch heute ist die Mehrzahl der eingesetzten Wagen sächsischen Ursprungs.

1976 sollte der Rasende Roland seine eigentlich letzte Reise antreten. Eisenbahner und Eisenbahnfreunde erreichten jedoch in letzter Minute ein Umdenken, wodurch viele vernachlässigte Gleise und Fahrzeuge restauriert wurden und auch der Rasende Roland weiterfahren durfte. Seit 2008 wird der Eisenbahnbetrieb der Insel Rügen von der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH unter dem Namen „Rügensche Bäderbahn“ geführt und fleißig gewartet. So dampft der Roland noch heute in eine gesicherte Zukunft.

Seit 127 Jahren fährt der Rasende Roland auf den Schmalspurschienen Rügens. Eine echte Antiquität. © Shutterstock, Borka Kiss
Seit 127 Jahren fährt der Rasende Roland auf den Schmalspurschienen Rügens. Eine echte Antiquität. © Shutterstock, Borka Kiss

Wie ist der Rasende Roland zu seinem Namen gekommen?

Woher hat eine einfache Kleinbahn ihren so ikonischen Namen? Diese Frage ist natürlich absolut berechtigt. Für die Antwort werfen wir einen Blick in die 1960er-Jahre. Rügen war bereits ein sehr populärer Urlaubsort und besonders viele Wismut-Kumpels haben dort ihre Urlaubstage verbracht. Wismut-Kumpels nennt man umgangssprachlich hart arbeitende Bergleute, die im Erzgebirge nach Uran schürften unter Aufsicht der Wismut AG, einem sowjetisch-deutschen Bergbauunternehmen.

Auf der damals noch viel längeren Strecke fühlten sich die geschundenen Bergarbeiter sicher transportiert. Daher gaben sie der Schmalspurbahn den Namen „Roland”. Dieser Name bedeutet, gerade unter Bergarbeitern „der Beschützende“. Später erhielt die Bahn von Ortsansässigen noch den ironischen Beinamen „rasend“. Heute fährt die Bahn mit verhältnismäßig langsamen 30 km/h durch Rügens Landschaft, früher war sie aber wohl noch deutlich langsamer. Somit wurde die Kleinbahn als Rasender Roland bekannt.

Minenarbeiter aus dem Erzgebirge gaben dem Rasenden Roland seinen Namen. © Shutterstock, Everett Collection
Minenarbeiter aus dem Erzgebirge gaben dem Rasenden Roland seinen Namen. © Shutterstock, Everett Collection

Was ist eine Schmalspurbahn genau?

1822 wurde offiziell eine Normalspur eingeführt. Diese hatte eine Spurweite von 1435 mm oder 8,5 Zoll. Eine Schmalspurbahn zeichnet somit eine Spurweite von weniger als 1435 mm aus. Diese Schmalspurbahnen sind einfach und billiger zu bauen als Normalspurbahnen. Diese wesentlich niedrigeren Kosten waren ausschlaggebend für die Existenz der Schmalspur.

Zudem können sich Schmalspurbahnen besser im Gelände anpassen und haben kleine Achslasten. Die Strukturfestigkeit der einzelnen Wagen ist damit weniger relevant, wodurch die Wagen leichter sind und gerade in steigungsreichen Gebirgsbahnen von Vorteil sind. Schmalspurbahnen sind dagegen bei hohen Geschwindigkeiten klar im Nachteil.

Der Rasende Roland hat mit gerade einmal 750 mm Spurweite die geringstmögliche Größe. Heute werden die Schmalspurbahnen noch oft bei Straßenbahnen verwendet. Frankreich ist eines der wenigen Länder, die die Schmalspurbahnen noch heute aktiv nutzen, mit einem fast 17.000 Kilometer langem Streckennetz.

Heute werden Schmalspurbahnen besonders bei Straßenbahnen in Städten verwendet. © Shutterstock, Michal Rosak
Heute werden Schmalspurbahnen besonders bei Straßenbahnen in Städten verwendet. © Shutterstock, Michal Rosak

Was kostet eine Fahrt mit dem Rasenden Roland?

Wer sich gerne mal vom Rasenden Roland über Rügen fahren lassen möchte, kann das wie bei jedem anderen Zug mit einem Ticket tun. Die Preise variieren dabei nach der Streckenlänge, die ihr fahren wollt. Von Stufe 1 bis 5 steigert sich der Preis für eine Einzelkarte von 2,40€ bis auf 12,00€. Dazu könnt ihr natürlich auch Wochen- Monat- Familienkarten erstehen. Auch Fahrräder dürft ihr bei entsprechender Karte mit auf die Schmalspurbahn nehmen.

Wer sich einen Traum als Eisenbahnfan erfüllen möchte, kann dies nach vorheriger Anmeldung in der Geschäftsstelle tun. Dann könnt ihr nämlich mit dem Traditionszug zu verschiedenen Sonderfahrten mit vorne im Führerstand fahren. Aber keine Sorge: Kohle schaufeln müsst ihr da nicht.

Ergreift ihr aktuell bis zum August die Gelegenheit, könnt ihr sogar ziemlich günstig mit dem Rasenden Roland fahren: Das momentan gültige 9-Euro-Ticket gilt nämlich auch für den Rasenden Roland! Also nichts wie hin. Geld sparen und eine fantastische Fahrt genießen. Was will man mehr?

Auch im Winter fährt der Rasende Roland und bietet einen wirklich einmaligen Anblick. © Shutterstock, ischte
Auch im Winter fährt der Rasende Roland und bietet einen wirklich einmaligen Anblick. © Shutterstock, ischte

Wie ist der Fahrplan des Rasenden Rolands?

Die Rügensche Bäderbahn fährt für euch täglich zwischen 8 und 21 Uhr in einem 2-Stunden-Takt von Putbus nach Göhren und zurück. In den Sommermonaten fährt die Bäderbahn sogar jede Stunde. Dazu fährt sie zur Hauptsaison über Putbus hinaus bis nach Lauterbach Mole.

Zusätzlich erwarten euch noch regelmäßige Sonderfahrten oder entspannte Spätfahrten bis kurz vor Mitternacht zwischen Binz und Göhren.

Wo fährt der Rasende Roland auf Rügen los?

Der Rasende Roland fährt immer dieselbe Strecke auf und ab. Dabei ist wichtig zu bedenken: Die Bäderbahn umfasst nicht nur die eine Lok. Sie besteht aus sechs Dampfloks und zwei Dieselloks. Darunter befindet sich auch der historische Traditionszug, der gelegentlich für Sonderzugfahrten eingesetzt und aufpoliert wird. Hier geben wir euch einmal eine Übersicht aller Haltestellen, an denen ihr zu- oder aussteigen könnt:

  • Lauterbach Mole (zur Hauptsaison),
  • Putbus,
  • Beuchow,
  • Posewald,
  • Seelvitz,
  • Serams,
  • Binz,
  • Jagdschloss Granitz,
  • Garfitz,
  • Sellin West,
  • Sellin Ost,
  • Baabe,
  • Philippshagen,
  • Göhren.

Wie lang ist die Strecke vom Rasenden Roland?

Wie bereits erwähnt, erreichte das Streckennetz auf Rügen zu Hochzeiten eine Gesamtlänge von fast 100 Kilometern. Heute sind viele dieser Schienen verwahrlost und die Strecken wurden von der Natur wieder zurückerobert. Der Rasende Roland verkehrt heute noch zwischen Lauterbach Mole und Göhren hin und zurück. Die Gesamtlänge dieser Strecke liegt dabei bei etwa 27 Kilometern. Mit den gerade mal 30 km/h Höchstgeschwindigkeit braucht die Rügener Kleinbahn etwa 75 Minuten für die ganze Strecke.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h könnt ihr in aller Ruhe die Schönheit Rügens bewundern. © Shutterstock, mapman
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h könnt ihr in aller Ruhe die Schönheit Rügens bewundern. © Shutterstock, mapman

Was bekommt ihr auf der Strecke alles zu sehen?

Schon die Fahrt mit dem Rasenden Roland ist Faszination pur. Auch die Eisenbahngesellschaft bemüht sich, die Fahrten immer attraktiver zu gestalten. So wird auch gerne ein Speisewagen angekoppelt oder auch ein fantastischer Aussichtswagon, mit dem ihr eine uneingeschränkte Sicht auf die atemberaubende Natur um euch herum erhaltet. Aber noch schöner als die Bahn ist die Insel selbst. Schließlich ist Rügen eine der schönsten Inseln Deutschlands.

Die Schönheit der Natur

Eine Fahrt mit dem Rasenden Roland lässt euch die zauberhaftesten Orte Rügens entdecken. Bei gutem Wetter werden auch offene Wagen hinter die Lok gespannt. So habt ihr immer vollen Ausblick auf die wundervolle Natur. Lernt zum Beispiel die ergreifenden Schönheiten der verschiedenen Seebäder kennen oder steigt an verschiedenen Haltestellen aus und erlebt die Natur hautnah in den vielen Nationalparks und Naturschutzgebieten.

Rügen begeistert täglich durch die einzigartige Flora und Fauna. Die Nationalparks sind dafür ein wunderbarer Ort, um sich zu erholen, zu entschleunigen und Pflanzen und Tiere zu beobachten. Mehr zu den Nationalparks findet ihr hier.

Das Jagdschloss Granitz

Als Zwischenhaltestelle des Rasenden Rolands ist das Jagdschloss Granitz eines der beliebtesten Ausflugsziele auf der Insel Rügen. Es wurde 1846 fertig gebaut und steht dort seitdem auf dem Tempelberg, damals für Fürst Wilhelm Malte den 1. erbaut, heute als Sehenswürdigkeit von jedem besuchbar. Bei klarem Wetter kann man vom 38 Meter hohem Turm des Schlosses die gesamte Insel überblicken. Mit dem Auto könnt ihr das Schloss übrigens nicht erreichen, sofern man nicht eine Wanderung unternehmen möchte, ist der Rasende Roland damit das perfekte Transportmittel zum alten Jagdschloss.

Das Jagdschloss Granitz ist als Haltestelle des Rolands eine echte Sehenswürdigkeit. © Shutterstock, IURII BURIAK
Das Jagdschloss Granitz ist als Haltestelle des Rolands eine echte Sehenswürdigkeit. © Shutterstock, IURII BURIAK

Wahrzeichen Rügen: Die Seebrücke Sellin

Als Zwischenstation vom Rasenden Roland ist Sellin der perfekte Ort für eine Sightseeing-Tour. Besonders bekannt ist das Ostseebad für die Selliner Seebrücke, eines der größten Rügener Wahrzeichen. Selbst die Unterwasserwelt kann in Sellin beobachtet werden. Mit der größten Tauchgondel Europas könnt ihr dort in 4 Metern Tiefe verschiedene Meeresbewohner beobachten.

Von Sellin aus könnt aber ihr nicht nur die faszinierende Seebrücke begehen, direkt daran könnt ihr auf einem der schönsten Strände Rügens spazieren gehen. Und wer sich gerne ein Andenken mitnimmt: Zwischen Sellin und Göhren könnt ihr mit gutem Auge Bernsteine finden – und mitnehmen.

Besucht uns doch in Binz

Wenn ihr eine Fahrt mit dem Rasenden Roland unternehmt, kommt ihr auch bei uns an der Haltestelle Binz an. Wir würden uns freuen, euch mit allen Annehmlichkeiten und der Rügener Gastfreundschaft begrüßen zu dürfen. Wir freuen uns auf euch!

Beitragsbild: © Shutterstock, Gerckens-Photo-Hamburg